Dienstag, 20. Februar 2018

Uni. So war mein Wintersemester 2017/18.

Das Semester war gut ausgefüllt, nur wenige Vorlesungen sind ausgefallen. In zeitlicher Fortsetzung der Vorlesung vom Sommersemester hörten wir nun über Das Heilige Römische Reich im Zeitalter der Konfessionalisierung 1555-1648. Es begann mit dem Augsburger Religionsfrieden, seinen Regelungen, aber auch den Defiziten, die schließlich in den Dreißigjährigen Krieg führten. Wir hörten über die Kaiser der Zeit, allesamt aus dem Haus Habsburg, und ihre Konflikte untereinander. Wir hörten über die Konflikte unter den Konfessionen in den 1580-er Jahren, die zu einem ständig zunehmenden Gegensatz zwischen Protestanten und Katholiken führten, zu immer größerer Gewaltbereitschaft auf beiden Seiten, und zehn Jahre vor Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs zu zwei Militärbündnissen, der Protestantischen Union und der Katholischen Liga. Die Organe des Reichs wie der Reichstag waren nicht mehr in der Lage, die Konflikte zu regeln, die Fürsten wurden sich nicht mehr einig. Schließlich der Dreißigjährige Krieg von 1618 bis 1648. Zuerst gab es große Erfolge der katholischen Seite, aber es gelang nicht, den Krieg zu beenden, da der Konflikt auch internationale Dimensionen hatte wie der Konflikt Frankreich - Habsburg (Spanien), der Unabhängigkeitskampf der Niederländer gegen Spanien, das Eingreifen Dänemarks, später dann Schwedens. Der Westfälische Friede 1648, ausgehandelt in langen Kongressen in Münster und Osnabrück, markierte das Ende und setzte mit einem neu festgesetzten Verhältnis von Reichsständen und Kaiser den verfassungsrechtlichen Maßstab bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs 1806. Der lange Krieg, die großen Bevölkerungsverluste hatten die Bevölkerung über Generationen traumatisiert, die Leute wollten nun endlich Frieden und Sicherheit.
Zurück ins Mittelalter führte die Vorlesung Franken im 12./ 13. Jahrhundert, sie begann mit einem Rundgang durch das Würzburg des 12. Jahrhunderts mit seinem Dom (viertgrößte romanische Kirche in Deutschland), dem Markt auf den Domstufen, dessen "Standgebühren" die Kerzen im Dom finanzierten, der Alten Mainbrücke aus Stein, dem Bezirk mit den Domherrenhöfen, dem Schottenkloster und der Deutschordenskommende auf der anderen Mainseite. Und der Festung Marienberg, von der man heute nicht weiß, wie sie im 12. Jahrhundert ausgesehen hat. Wir hörten über die Güldene Freiheit, eine von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) ausgestellte Urkunde mit einem goldenen Siegel, die den Würzburger Bischöfen die Gerichtsbarkeit in ihrem Gebiet (Hochstift Würzburg) zugestand. Würzburger Bischöfe späterer Jahrhunderte haben die Urkunde (fälschlicherweise) gerne als Bestätigung einer Herzogswürde für Franken interpretiert. Neben den Würzburger Fürstbischöfen gab es in Franken zur Stauferzeit auch noch die Bistümer Bamberg und Eichstätt, beide mit erheblichem weltlichem Besitz (Hochstift). Aber nicht nur Fürstbischöfe bestimmten die Herrschaft in Franken im Hochmittelalter, auch Adelsfamilien spielten eine wichtige Rolle. Wir hörten mit vielen Beispielen über den Aufstieg adliger Familien in Königsnähe. Dabei wurden wir auf die Gemeinsamkeiten "Burg - Stadt - Kloster - Fluss" hingewiesen, d.h. die Adelsfamilie stellte ihre Dienste dem König oder einem Fürstbischof zur Verfügung, bekam Vogteirechte bzw. hielt eine Burg. Meist folgten eine Stadt- und eine Klostergründung, die Klöster dienten dann meist als Grablege für die Familie. Und die Familien versuchten, Herrschaftsgebiet in der Nähe eines Flusses zu halten, das waren DIE Verkehrswege des Mittelalters. Allen gemeinsam ist auch, dass sie nach (höchstens) rund 300 Jahren in männlicher Linie ausstarben und andere an ihre Stelle traten. Nach den Adelsfamilien betrachteten wir noch die Städte, im mittelalterlichen Franken gab es nur sechs Freie Reichsstätte, sie hatten fast alle weniger als zweitausend Einwohner, die Mehrzahl der Städte in Franken war unter geistlicher Herrschaft. Auch die Klöster waren Thema der Vorlesung, speziell die Zisterzienser und Prämonstratenser, und wir bekamen den Unterschied zwischen Stift und Kloster aufgezeigt.
In der neuesten Geschichte setzten wir die Betrachtung des Kaiserreichs von 1890 bis 1914 fort, mit den Kapiteln 1. Epochenwandel um 1890, 2. Strukturen und Kräfte im wilhelminischen Kaiserreich, 3. Innenpolitik, 4. Aussenpolitik. Hierbei erhielten wir auch Einblicke in neueste Forschungsergebnisse, speziell zum Verhältnis Großbritannien <-> Deutsches Reich vor 1914. Die Vorlesung wird im Sommersemester fortgesetzt.
Zum guten Schluss besuchte ich noch eine Vorlesung über den Maler Rembrandt (1606-1669), bei der wegen Krankheit des Professors allerdings ein Drittel der angesetzten Termine ausfielen. So konnte er sich Zeit lassen, denn er wird im nächsten Wintersemester eine Fortsetzung "Rembrandt 2.0" anbieten. Das ist immer nett, Bilder kucken und erklärt bekommen, vergleichen mit den Bildern anderer Maler, die das gleiche Thema umgesetzt haben. Und nette Filmchen findet der Herr Professor auch immer in den Weiten des Internets.
Vorträge bzw. Ringvorlesungen haben wir auch noch gehört. Das altertumswissenschaftlichen Zentrum behandelte Sklaverei in Gesellschaften des Altertums, und wir hörten über Babylonien, über öffentliche Sklaven in Städten des römischen Reiches, über Sklaverei in Nepal und über Sklaverei in vorgeschichtlicher Zeit, d.h. hier sind mehr die Archäologen gefragt, weil es keine schriftliche Quellen gibt. Von Physik am Samstag haben wir zwei Termine besucht, einmal Quantum Life - von der unbelebten zur belebten Materie, ein noch sehr neues Forschungsgebiet hin zur Biophysik, und zum zweiten Spins in Motion, die physikalischen Grundlagen von MRT (Magnetresonanztomographie).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen