Montag, 31. März 2014

pfannengerührter linsensalat.

zu gegrilltem braucht man natürlich noch mehr als nur tomatenketchup. diesmal sollte es ein linsensalat sein, aber ausnahmsweise nicht so nussig, wie aus alblinsen (oder berg- oder le-puy-linsen), sondern aus den roten linsen, die man normalerweise für suppen und püree verwendet. und da diese linsen ruckzuck weich sind, habe ich sie nicht gekocht, sondern mit den anderen zutaten in der pfanne zubereitet. es war ein versuch, und er hat auf anhieb geklappt.

in einer beschichteten pfanne (26 cm) habe ich 1 el rapsöl erhitzt, darin eine kleine schalotte, 1/2 möhre in kleinsten würfelchen, die gleiche menge knollensellerie, ebenfalls in kleinsten würfelchen, und eine konfierte knoblauchzehe bei mittlerer hitze glasig gedünstet. die roten linsen (eine große tasse mit 250 ml voll) in einem sieb mit wasser abbrausen, in die pfanne geben, kurz mit anschwitzen. mit gemüsebrühe ablöschen, so dass alles mit brühe bedeckt ist (schätzungsweise 125 bis 150 ml). salzen. bei milder hitze köcheln lassen bis die linsen gar sind und die brühe verdampft bzw. aufgesogen ist. eine frühlingszwiebel (in ringen) unterrrühren. nach geschmack würzen, bei mir piment, kreuzkümmel, schwarzer pfeffer, alles aus der gewürzmühle oder frisch gemörsert, und ungarischer paprika (scharf).
alles in eine salatschüssel geben, 2-3  el apfelessig darüber geben und untermischen. evtl. nachsalzen. 3 el walnussöl unterheben und etwas durchziehen lassen.

fleisch und bratwürste schmurgeln vor sich hin.

Sonntag, 30. März 2014

Tomatenketchup.

Bei diesem schönen Frühlingswetter werden allerorten die Grills sauber gemacht und müssen dann auch eingeweiht werden. Auch wir reihen uns heute in die Reihe der Griller ein, wenn auch nur mit einer Grillpfanne draußen auf dem Balkon. Und was braucht man zum Gegrillten als Beilage? Natürlich Tomatenketchup. Natürlich selbst gemacht.

Die letzte Ketchup-Produktion nach diesem Rezept hat sehr lange gehalten, so habe ich diesmal nur die Hälfte gemacht. Lieber öfter mal wieder frisch machen! Und wenn es im Sommer aus sein sollte, koche ich welches aus dann reifen, frischen Tomaten. Zum Abfüllen in die kleinen Gläschen habe ich mir einen Flaschentrichter geleistet, die Öffnung des Marmeladentrichters ist zu groß.

Zutaten:
1 große Dosen geschälte Tomaten in Tomatensaft, 800g Einwaage
200g Zwiebeln, gehackt
4 Knoblauchzehen, confiert
1/2 rote Paprikaschote, Samen und Scheidewände entfernt, gehackt
100g Staudensellerie, gehackt
2 kleine Lorbeerblätter
90g unraffinierter Vollrohrzucker
125 ml Apfelessig

Gewürzmischung
8 Nelken
10 Pimentkörner
5 cm Zimtstange, in Stücke gebrochen
1/2 Tl Fenchelsamen
1 Tl Salz
1/2 Tl schwarze Pfefferkörner

Zubereitung:

  1. Die Tomaten mit den Zwiebeln, dem Knoblauch, der Paprika, den Lorbeerblättern und dem Staudensellerie in eine große Kasserole geben. Abgedeckt bei mittlerer Hitze köcheln lassen (bei mir über 30 Minuten), bis alle Zutaten sehr weich sind.
  2. Die Lorbeerblätter entfernen und die Mischung im Mixer pürieren.
  3. Die Zutaten für die Gewürzmischung in eine Mühle oder einen Mörser geben und zerkleinern.
  4. Das Püree in einen Topf füllen, dann den Zucker, den Essig, und die Gewürzmischung hinzufügen. 20 Minuten (oder mehr) unter häufigem Rühren köcheln lasen, bis die Masse die gewünschte Konsistenz hat.
  5. Evtl. Chili (oder noch schärferes) kurz mitkochen lassen.
  6. In frisch sterilisierte, heiße Gläser abfüllen, mit säurefesten Deckeln verschließen und beschriften.
  7. Ergibt etwa 6 kleine Gläser (je nach Größe).

Das Rezept stammt aus dem Buch "Marmeladen, Chutneys & mehr" aus dem Verlag Dorling Kindersley, das ich bereits hier vorgestellt hatte. Damals durfte es auch bei DKduW mitmachen.

Freitag, 28. März 2014

... aber sie schmecken super! [shortbread]

dies ist die dokumentation eines halben fehlversuchs, eines missgeschicks, das mir leider immer mal wieder passiert. das missgeschick besteht darin, dass das zeug einfach nicht gut aussieht. ich arbeite zu grobmotorisch. halb ist der fehlversuch, weil es nur optisch missglückt ist, der geschmack ist absolut super.
ich rede hier von shortbread, einem schottischen süßen mürbeteiggebäck (lt. wikipedia). so ganz gelegentlich backe ich auch süßes, am liebsten kleine, gut portionierbare teile, als begleitung zum espresso am nachmittag, aber eben nicht jeden nachmittag. so sind mürbe kekse, die auch noch gut aufzubewahren sind, ideal.

ich hatte nun immerhin - jetzt im märz - die letzten zu weihnachten gebackenen plätzchen aufgegessen, und nachschub sollte her. ich erinnerte mich an einen beitrag von katharina seiser und bin in ihrem blog esskultur auch gleich fündig geworden. wenn man ein wenig zeit mitbringt, lohnt es sich ihre geschichte ganz zu lesen, von anfang an. sie ist ein profi was lebensmittel angeht, und ich bewundere an ihr die leidenschaft, mit der sie nur die besten zutaten akribisch zusammenträgt und versucht, auch gute rezepte noch weiter zu verbessern. sie verweist in ihrem beitrag auf shortbread-rezepte in effilee und küchentanz, von denen sie ausgegangen ist, so dass meine leserInnen die entwicklung ebenfalls rückverfolgen können. ich habe mich für die mengen an effilee gehalten, es ergab ein dreiviertel blech. ich mache lieber erst mal eine nicht so große menge, so lange ich noch nicht weiß, ob es mir schmeckt. beim nächsten mal nehme ich dann die bei katharina seiser angegebenen mengen für ein ganzes blech.
zutaten:
250 g weizenmehl type 405
125 g reismehl
250 g butter
125 g puderzucker
mark einer vanilleschote
1/2 bis 1 tl meersalz, im mörser oder in der salzmühle zerkleinert
zubereitung:

  1. die butter sehr weich werden lassen. mit vanillemark, puderzucker und salz schaumig rühren.
  2. die mehle miteinander vermischen, auf die butter sieben.
  3. mit dem k-haken der küchenmaschine vorsichtig unterrühren, bis sich alles zu gleichmäßigen groben streuseln formt, achtung! das geht sehr schnell. nicht mit den händen kneten!
  4. die streusel auf das blech (mit backpapier) geben und andrücken. mit einem wellholz möglichst gleichmäßig verteilen und festdrücken, auch an den rändern.
  5. mit einem scharfen messer mit dünner klinge in gleichmäßige (!) streifen schneiden.
  6. mit einer gabel oder 2 chinesischen stäbchen mit dünner spitze gleichmäßig einstupfen. (war bei mir nicht möglich)
  7. eine stunde im kühlschrank ruhen lassen.
  8. nach 30 minuten backofen auf 150 grad vorheizen.
  9. nach weiteren 30 minuten blech aus dem kühlschrank nehmen und in den ofen schieben. etwa 50 minuten backen, das shortbread sollte noch hell sein.
  10. aus dem ofen nehmen und mit dem messer an den gleichen stellen wie vorhin in streifen schneiden.
  11. vorsichtig vom blech nehmen und auf einem gitter auskühlen lassen.
  12. einige stunden später in eine blechdose füllen und mindestens einen tag durchziehen lassen.

wo war nun das missgeschick? ich war so angefixt von den beschreibungen, dass man den teig gar nicht mit der küchenmaschine machen sollte, rechtzeitig aufhören sollte, dass ich den teig noch in sehr sehr streuseligem zustand aufs blech gegeben habe. dadurch konnte ich weder die löcher in den teig stupfen - die oberfläche wurde dadurch nur wieder richtig krümelig - noch hielten die schnitte. das backergebnis ist jedoch einwandfrei, es bildeten sich tatsächlich (sehr mürbe) kekse. ich konnte mich gerade einen knappen tag zurückhalten, dann musste ich probieren. der geschmack ist wirklich fantastisch, knusprig, buttrig, nur wenig süß, ein hauch von vanille, und gelegentlich ein bisschen salz.

der trick bei alledem ist wohl die verwendung von reismehl, das hatte effilee herausgefunden, und küchentanz und esskultur haben noch etwas mehr salz verwendet. das reismehl habe ich trotz allem was ich vorher gelesen hatte, im asia-laden um die ecke besorgt, es roch überhaupt nicht muffig oder so, sondern sehr fein.
die ruhezeit im kühlschrank habe ich eingefügt, ich mache das immer so bei mürbeteig, und habe beste erfahrungen damit. also auch bei kuchen mit mürbeteigboden: den teig direkt in die form geben, er lässt sich direkt aus der küchenmaschine hervorragend verarbeiten und formen, dann erst in den kühlschrank und ruhen lassen, dann erst belegen und backen.
bei esskultur lesen wir auch, dass shortbread nicht zum kaffee passt. nun, dann muss ich halt mal für eine weile auf tee umsteigen.

Donnerstag, 27. März 2014

Impressionisten-Ausstellung in Ingelheim. Medienmitteilung von Artefakt.

In Ingelheim findet vom 5. April bis 15. Juni eine Ausstellung über deutsche Impressionisten statt: "Von Liebermann bis Nolde. Impressionismus in Deutschland auf Papier." Nichts wie hin, wenn ihr euch angesprochen fühlt!
Ich bin gebeten worden, die nachstehende Medienmitteilung in meinem (kleinen) Blog zu veröffentlichen. Da ich nichts Unseriöses erkennen konnte und es sich um Unterstützung für ein Kunstprojekt handelt, komme ich dem gerne nach.
Es handelt sich um die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt um meine. Seine Kontaktdaten sind am Ende der Mitteilung zu finden.

MEDIENMITTEILUNG - mit Bitte um Veröffentlichung

"Was aber ist das Besondere an dem, was den Impressionismus in Deutschland ausmacht und von französischen Vorbildern unterscheidet?", so lautete die Ausgangsfrage bei den diesjährigen Internationalen Tagen in Ingelheim. Das Besondere - so zeigt die Schau im Alten Rathaus - ist in der Qualität der Druckgrafik, in den Zeichnungen und den Arbeiten auf Papier begründet. Erstmalig werden im Zusammenhang mit der Stilrichtung des Impressionismus auch Fotografien als eigenständige Gattung präsentiert. Die Ausstellung belegt darüber hinaus, dass der Impressionismus in Deutschland - vor allem auch im Medium Papier - dem Expressionismus den Weg wies. Von Liebermann bis Nolde bilden die beiden Pole des Rundgangs, die Raum bieten für Neuentdeckungen, ungewohnte Sichtweisen, überraschende Querverbindungen und viel exquisiter Kunst.

Weitere Informationen und Bildmaterial erhalten Sie bei Abruf des folgenden Links:
http://www.artefakt-berlin.de/aktuelle-projekte/von-liebermann-bis-nolde.html

In der Ingelheimer Ausstellung wird deutlich, dass es nicht nur die drei "Großen" in Berlin waren, die in Deutschland die entscheidenden Impulse zu dieser Entwicklung gaben. Vielmehr gab es - mit dezentralen Schwerpunkten - deutschlandweit Strömungen, die künstlerisch jeweils ganz eigene Lösungen fanden. Von Weimar aus, wo der Kunstschriftsteller Emil Heilbut im Januar 1889 anhand von drei mitgebrachten Gemälden Claude Monets Vorträge über die neueste künstlerische Entwicklung in Frankreich hielt, über Karlsruhe und Hamburg, bis hin in die Abgeschiedenheit von Worpswede und Ahrenshoop fand der Impressionismus in Deutschland Orte, an denen es starke Bestrebungen gab, der "Lichtmalerei" eigenständige Ausprägungen zu geben. Auch waren es vielfach Frauen, denen der Zugang zu den Kunstakademien noch verwehrt war, die in den zahlreichen privaten Malschulen für Frauen vor allem das Studium direkt vor der Natur betrieben und so auch eine durchaus eigene Sehweise entwickelten.

KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLER:
Lovis Corinth, Ernst Eitner, Anna Gerresheim, Thomas Herbst, Arthur Illies, Heinrich Kühn, Max Liebermann, Otto Modersohn, Emil Nolde, Otto Reiniger, Clara Westhoff, Christian Rohlfs, Maria Slavona, Max Slevogt, Lesser Ury

AUSSTELLUNG
Von Liebermann bis Nolde. Impressionismus in Deutschland auf Papier. 
5. April bis 15. Juni 2014
Altes Rathaus, François-Lachenal-Platz 1
55218 Ingelheim am Rhein
www.internationale-tage.de



Mit freundlichen Grüßen
 
Stefan Hirtz
 
ARTEFAKT Kulturkonzepte
Hirtz, Krippendorff, Rüter, Schmitz, Solf GbR Marienburger Str. 16
10405 Berlin
Fon: 030 - 440 10 686
Fax: 030 - 440 10 684
stefan.hirtz@artefakt-berlin.de
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Mittwoch, 26. März 2014

eier königsberger art.

es wird natürlich auch gekocht bei uns, nur koche ich auch sehr gerne ohne rezept, also gerichte, die schon so oft gemacht wurden, dass ein rezept überflüssig ist. oder improvisierte gerichte wie reste oder was rumliegt und fort muss (rumfort). diese gerichte landen dann nicht im blog, nur wenn ich sie festhalten will, weil sie sich über die zeit entwickelt haben. nach rezept wurde das folgende gericht gemacht, es ist eine abwandlung der recht bekannten eier in senfsauce, statt senfsauce umhüllt die eier eine helle gemüsesauce mit kapern, leicht säuerlich abgeschmeckt.

zutaten (2 pers.):
1 kleine schalotte
75 g karotte
7 g butter
1 tl mehl
150 ml gemüsefond
75 ml schlagsahne
25 g kapern
3 eier
salz, pfeffer, piment d'espelette
1 el zitronensaft
etwas glatte petersilie

zubereitung:

  1. schalotte und geschälte karotte fein würfeln. butter in einem topf zerlassen, karotte und schalotte bei mittlerer hitze dünsten, bis die schalotten glasig sind.
  2. mehl unterrühren und anschwitzen. gemüsefond unter rühren zugeben und 10 minuten bei milder hitze kochen lassen.
  3. eier in 5-7 minuten wachsweich garen.
  4. sahne unter rühren in die sauce geben, hitze reduzieren, nicht mehr kochen lassen.
  5. kapern unterrühren und mit salz, pfeffer, piment d'espelette und zitronensaft abschmecken.
  6. petersilienblätter grob hacken. 
  7. eier abschrecken, schälen und halbieren.
  8. eier mit der sauce, mit petersilie bestreut servieren. dazu gibt es reis.
aus essen & trinken, heft 3/2014.

Donnerstag, 20. März 2014

Ausstellung: Wilhelm Leibl und sein Kreis.


Diese lang laufenden Ausstellungen sind für mich immer problematisch. Obwohl ich inzwischen weiß, dass man am besten ganz am Anfang geht, weil es da erfahrungsgemäß am wenigsten voll ist, schaffe ich es oft nicht. Wie so viele denke ich dann da ist ja noch so viel Zeit oder jetzt vor und gleich nach Weihnachten ist es bestimmt sehr voll, und dann ist der Besuch wieder verschoben und schließlich rückt der Endtermin näher und näher. Dann nützt es auch wenig, wenn die Ausstellung absolut empfehlenswert ist, denn wer dies jetzt bei mir liest, hat kaum noch Gelegenheit, selbst die Ausstellung anzusehen.
Rein malerisch ist die Ausstellung betitelt, und sie stellt einen Maler und seine Freunde vor, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in München und Oberbayern malten. Wilhelm Leibl selbst (*1844) hatte familiäre Beziehungen nach Würzburg, er ist 1900 hier gestorben und auf dem Hauptfriedhof begraben. Das Museum im Kulturspeicher in Würzburg beschreibt die Intention der Ausstellung wie folgt:
"Der junge Maler brach mit den akademischen Normen seiner Zeit und erteilte der pathetischen Historienmalerei und den sentimentalen Genredarstellungen seiner Zeitgenossen eine Absage: Nicht das "Was" des Bildes zählte für ihn, sondern das "Wie", nicht eine gemalte Geschichte, sondern Farbe, Form und malerische Umsetzung des Gesehenen. Obwohl Leibl dem Gegenstand verpflichtet blieb, trat damit erstmals in der deutschen Kunstgeschichte die Malerei selbst in den Vordergrund.
Leibl verfocht seinen Standpunkt nicht allein: Der charismatische, durch seine "kolossale Intensität" auffallende junge Mann sammelte schon zu Akademiezeiten eine Gruppe Gleichgesinnter um sich, die man später zum "Leibl-Kreis" zählte. Dabei handelte es sich nicht um eine "Schule", sondern um den lockeren Zusammenschluss fortschrittlich eingestellter Maler, die sich austauschten und voneinander lernten. ...
Nach nur wenigen Jahren des intensiven Austausches gingen alle diese Künstler ihre eigenen Wege, jeder entwickelte seinen individuellen Stil. Gemeinsam blieb ihnen allen aber die Idee des "Reinmalerischen": Verzicht aufs Geschichtenerzählen hieß das und die Wahl möglichst einfacher Gegenstände: Porträt, Stillleben und Landschaft. Angeregt von der Kunst der Alten Meister, vor allem aber von einem intensiven Naturstudium und geleitet von einem unsentimentalen, offenen Blick entwickelten sie jeder für sich eine hohe Malkultur, die in den späten Stillleben Carl Schuchs und im meisterhaften, atmosphärischen Spätwerk Leibls gipfelte."
So weit also das Museum. Ich selbst liebe nun mal die Impressionisten über alles, und es ist einerseits merkwürdig, andererseits anrührend, Bilder von Malern aus der gleichen Zeit zu sehen, die so ganz anders aussehen als die der Impressionisten, und die vielleicht sogar gleiche oder ähnliche Intentionen hatten: Farbe, Form und malerische Umsetzung des Gesehenen, intensives Naturstudium, Malerei im Freien. Doch die Umsetzung war eine ganz andere. Sprühen die Bilder der Impressionisten vor Licht und Luft, orientierte sich Wilhelm Leibs an Altmeistern wie Rembrandt oder Holbein. Und im Vergleich sehen die Bilder irgendwie "deutsch" aus, warum kann ich nicht genau bestimmen.
Eine Gemeinsamkeit mit den Impressionisten gibt es aber doch: Genauso wie die Bilder der Impressionisten zu dieser Zeit kamen auch die Bilder Leibls und seiner Freunde beim damaligen Publikum nicht an, so dass mancher von ihnen sich aus finanziellen Gründen wieder der in Deutschland gewünschten Historienmalerei zuwandte.
Was bringt nun diese Ausstellung? Von Leibl selbst haben mich die gezeigten Portraits besonders beeindruckt, und das schönste (so finde ich zumindest) ziert auch das Plakat. Von den anderen Bildern gefiel mir ein impressionistisch angehauchtes am Besten: Der chinesische Turm in München (1873) von Fritz Schider.
Links zu Wikipedia:
Wilhelm Leibl
Leibl-Kreis
Fritz Schider (mit dem Bild vom chinesischen Turm)

Samstag, 15. März 2014

pappardelle mit salbei-hähnchen.

auch dieses rezept ist aus essen & trinken nachgekocht, heft 3/2014. sie verwenden hähnchenbrust und hähnchenleber, die haben wir weggelassen. dafür sind unsere pappardelle selbst gemacht.

zutaten nudelteig (2-3 port.):
250 g mehl
2 eier (kl. L)
1 el olivenöl
salz
grieß zum bearbeiten

zubereitung pappardelle:

  1. mehl, eier, 1 prise salz, öl und 1 tl kaltes wasser in einer schüssel verkneten. den teig auf einer leicht bemehlten arbeitsfläche 5 minuten kneten. 
  2. mit etwas grieß bestreuen und in klarsichtfolie gewickelt 1 stunde ruhen lassen.
  3. teig vierteln. ein viertel auf einer mit wenig grieß bestreuten arbeitsfläche mit einem nudelholz leicht flach rollen. teigplatte mehrmals durch die nudelmaschine von stufe 1 bis zur vorletzten stufe drehen.
  4. ausgerollte teigplatte auf einer mit grieß bestreuten arbeitsfläche in breite streifen schneiden.
  5. mit den restlichen teigstücken ebenso verfahren.
zutaten hähnchen (2 pers.):
1 hähnchenbrust ohne haut
1 zwiebel
1/2 rote zwiebel
2 konfierte knoblauchzehen
30 g walnusskerne
2 stiele salbei
3 tl butter
3 tl olivenöl
salz, pfeffer
60 g schmand

zubereitung:

  1. hähnchenbrust in ca. 2 cm große würfel schneiden. 
  2. zwiebeln in streifen schneiden, knoblauchzehen zerdrücken.
  3. walnusskerne grob hacken. salbeiblätter abzupfen.
  4. butter und öl in einer pfanne erhitzen. zwiebeln und knoblauch darin bei mittlerer hitze 3 minuten anbraten. temperatur erhöhen, hähnchenbrustwürfel zugeben und bei starker hitze goldbraun anbraten. 
  5. pappardelle in reichlich kochendem salzwasser 2-3 minuten bissfest garen, abgießen, 50-100 ml nudelwasser auffangen.
  6. temperatur der pfanne wieder reduzieren, walnüsse und salbei zugeben, mit nudelwasser bei milder hitze 2-3 mal durchschwenken und mit salz und pfeffer würzen. anrichten.
  7. den schmand mit etwas salz würzen und zum hähnchen mit pappardelle servieren.
wenn die pappardelle schon vorhanden sind oder aus der tüte kommen, ist das ein schnelles esssen.

Donnerstag, 13. März 2014

wirsing-flädle mit brät.

in essen & trinken, heft 2/2014 sagen sie vornehm auf italienisch crespelle, aber das wort kennen vermutlich noch weniger als das schwäbische wort flädle. das steht für dünne pfannkuchen. crêpes ist das französiche wort dafür. bei mir also flädle mit wirsing und béchamel, mit käse überbacken. es ist von der zubereitung ganz ähnlich der lasagne mit wirsing, mir schmecken die flädle etwas feiner. wir haben das halbe rezept gemacht, also 2-3 portionen, es ergaben sich aber vier portionen. damit gehört es zu den wirklich preiswerten rezepten.

zutaten (2-3 pers.):
crespelle:
1/2 tl koriandersaat
125 ml vollmilch
1 ei (kl. L)
1 el rapsöl
60 g dinkelmehl (type 630)
salz, öl zum braten

bechamel:
10 g butter
1 tl öl
12 g dinkelmehl (type 630)
175 ml vollmilch
175 ml gemüsebrühe (original: fleischbrühe)
50 g bergkäse, frisch gerieben
salz, pfeffer

füllung:
450 g wirsing
1 kleine schalotte
1 zehe konfierter knoblauch
1 tl öl
5 g butter
75 ml gemüsebrühe (original: fleischbrühe)
90 g bratwurstbrät (original: lyoner wurst)
125 g quark, in küchenpapier abgetropft
1 eigelb
1 tl fein abgeriebene zitronenschale (bio natürlich)
salz, pfeffer

zubereitung:

  1. koriander im mörser fein zerstoßen. mit milch, ei, öl, mehl und einer prise salz in einen rührbecher geben und mit dem handrührer zu einem glatten teig mixen. teig 30 minuten quellen lassen.
  2. für die béchamel butter und öl in einem topf zerlassen. mehl mit dem schneebesen bei mittlerer hitze unterrühren. 2 minuten anschwitzen. milch und brühe zugeben, unter rühren aufkochen. offen bei kleinster hitze 25 minuten kochen, gelegentlich umrühren.
  3. für die füllung wirsing putzen und aufblättern. dicke blattrippen aus den blättern schneiden. blätter quer in 1 cm breite streifen schneiden. blätter in reichlich kochendem salzwasser 4 minuten sprudelnd kochen lassen. wirsing abgießen, abschrecken und gut abtropfen lassen. wirsing portionsweise mit den händen sehr gut ausdrücken und grob hacken.
  4. schalotte fein würferln, knoblauch zerdrücken. öl und butter in einem topf zerlassen. schalotten bei mittlerer hitze 3 minuten glasig dünsten. wirsing unterrühren, brühe zugeben, zugedeckt aufkochen. bei milder hitze 5 minuten garen, beiseite stellen.
  5. eine beschichtete pfanne (24 cm durchmesser) erhitzen. etwas öl in der pfanne verlaufen lassen, dann wenig teig in die pfanne laufen lassen und auf beiden seiten backen. insgesamt 4 flädle backen.
  6. inzwischen die béchamel mit salz und pfeffer abschmecken. die hälfte der sauce in einer auflaufform verteilen. 25 g käse in der restlichen sauce schmelzen lassen und die sauce warm halten.
  7. aus dem bratwurstbrät mit 2 kleinen löffeln kugeln (1 cm durchmesser) abstechen. quark mit eigelb und zitronenschale verrühren, kräftig mit salz und pfeffer würzen und 10 g käse unterrühren. unter den wirsing mischen. je 4-5 el wirsing auf den flädle verteilen, aufrollen und nebeneinander in die form legen. mit der béchamel übergießen, mit restlichem käse bestreuen. 
  8. im vorgeheizten backofen bei 200 grad auf der 2. schiene von unten 25 minuten backen.
ist einfach zuzubereiten, braucht aber etwas zeit.
link zum original-rezept.

Mittwoch, 12. März 2014

fotos. 12. märz - der blick zurück.

vor einem jahr.

vor zwei jahren.

Dienstag, 11. März 2014

pasta mit feldsalat-pesto.

nach einigen ausflügen in der herrlichen frühlingsluft und dem aufarbeiten der verbliebenen uni-themen darf hier auch wieder gekocht werden. dem blog-titel kraut und rüben als synonym für durcheinander muss ja auch rechnung getragen werden.
heute gibt es lecker pasta, mit einem pesto aus feldsalat und gebratenen speckwürfelchen als würze.

zutaten (2 pers.):
80 g durchwachsener speck
100 g feldsalat
25 g mandelblättchen (ich hatte halbe mandeln)
40 g parmesan
120 ml olivenöl (ich hatte walnussöl)
1-2 tl zitronensaft
1 tl rapsöl
200 g spaghetti (original: 280 g)
salz, pfeffer

zubereitung:

  1. mandelblättchen in einer pfanne ohne fett hellbraun rösten.
  2. feldsalat sorgfältig putzen, waschen, abtropfen lassen. die hälfte des salats in kochendem salzwasser blanchieren, eiskalt abschrecken, abtropfen lassen und gut ausdrücken.
  3. speck in feine würfel schneiden und in der pfanne mit 1 tl öl knusprig auslassen und auf küchenpapier abtropfen lassen.
  4. käse fein reiben, 1 el beiseite stellen.
  5. 2 el mandelblättchen, geriebenen käse, frischen und blanchierten feldsalat mit walnussöl, salz und zitronensaft fein pürieren.
  6. nudeln in reichlich kochendem salzwasser bissfest garen, abgießen, dabei 50-100 ml nudelwasser auffangen. nudeln tropfnass in die pfanne geben, mit der hälfte des pestos mischen, dabei evtl. das aufgefangene nudelwasser zugeben.
  7. auf tellern anrichten. mit frisch gemahlenem pfeffer, dem restlichen geriebenen käse, den restlichen mandelblättchen und speck garnieren.
das pesto ist reichlich, bei uns war etwa ein drittel übrig, es hält sich mit etwas öl bedeckt einige tage im kühlschrank. esser mit mehr hunger nehmen mehr spaghetti - im rezept 280 g.
das rezept stammt aus essen & trinken, heft 2/2014.

Sonntag, 9. März 2014

fotos. frickenhausen am main.

es ist einer dieser so typischen fränkischen weinorte am main, unten am knick des maindreiecks, dort wo der fluss mal eben für eine kurze strecke direkt nach westen verläuft. mit einer erhaltenen stadtmauer, bewehrten toren, schönen häusern. laut wikipedia ist es einer der ältesten weinorte in mainfranken.
uns lockte das schöne frühlingswetter.
von ochsenfurt aus erreicht man den ort am unteren tor.
frickenhausen unteres tor w
der main liegt ganz nah. frickenhausen main
am maintor (von 1477) zahlreiche und sehr beeindruckende hochwassermarken. ganz oben, auf scheitelhöhe des torbogens, die von 1845. frickenhausen maintor
waren die marken am tor schon beeindruckend, so setzen sie sich in der höher gelegenen kirche fort, wobei hier 1845 nicht die höchste marke liefert.
frickenhausen säule kirche
die kirche, erbaut im 16. und 17. jahrhundert, eine gotische hallenkirche, die säulen aus rotem buntsandstein, mit einem kreuzrippengewölbe.
frickenhausen kirche
das thema hochwasser ist weiterhin äußerst aktuell im ort. gerade im besonders betroffenen südlichen ortsteil stehen häuser leer und bestehende hochwasserschäden werden nicht beseitigt. die häuser vergammeln. frickenhausen verliert einwohner. weniger einwohner, noch weniger geld. es gibt aktuelle planungen, aber der ort müsste 50% der kosten tragen, und das kann sich frickenhausen nicht leisten. (hier nur ein beispiel aus der örtlichen zeitung hierzu).
bis bald, frickenhausen!
frickenhausen unteres tor o

Freitag, 7. März 2014

Karl der Große - KarlsBilder.

Im Rahmen eines zweitägigen Kolloquiums hörten wir vier Vorträge über Karl den Großen bzw. wie sich seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit über die Jahrhunderte veränderte.Es begann gleich mit dem Festvortrag durch Johannes Fried, emeritiert von der Universität Frankfurt/M, der im Herbst 2013 eine große Monographie über Karl den Großen vorgelegt hat. Der Experte schlechthin momentan. Schon bevor sein Vortrag über Die Aktualität Karls des Großen - vom Verlangen nach Kunst bis zu Heavy Metal begann, konnte man sehen, dass Karl der Große "zieht", er zieht die Leute an. Das Audimax der Universität war übervoll, und auch nach Öffnung der Empore mit weiteren 40 Plätzen mussten immer noch einige spät Gekommene stehen. Johannes Fried spannte einen weiten Bilderbogen, von Produkten, die den Namen Karl der Große oder Charlemagne tragen, wie z.B. Schokolade aus Belgien, Tee aus Ingelheim oder Wein aus Burgund, über einen Ort Charlemagne in Kanada, der aus einem Sägewerk hervorgegangen ist, bis zu einer Heavy Metal Gruppe, die mehrere Alben mit Charlemagne betitelt. Im von der Deutschen Wehrmacht besetzten Paris erschien 1943 ein Heft, eine Art Comic Charlemagne - empereur d'occident, das Karl den Großen, natürlich in Frankreich beheimatet, der sein Reich nach Deutschland und Italien ausgedehnt hat, als Heroen des Durchhaltens und als Sieger darstellt. Fried charakterisiert Karl aber auch selbst kurz und knapp, als Herrscher mit rationalen Ordnungsmustern, mit einem abstrahierenden, kategorialem Denkstil, mit Fragen, Wissen-wollen und Neugier. Karl holte viele Gelehrte an seinen Hof, was eine Erneuerung im Westen Europas nach sich zog. Er schuf die karolingische Minuskel, eine Schrift, die sich durch klare Buchstaben und eine deutliche Worttrennung auszeichnete und den karolingischen Reichskalender, der bis ins 12. Jahrhundert gebräuchlich war. 
Das zweite Karls-Bild wurde uns von Knut Görich aus der Zeit Friedrich Barbarossas vorgestellt. Es ging um die Heiligsprechung Karls des Großen, die am 8.11.1166 mit Urkunden für Aachen, einschließlich der Bestätigung der Aachener Privilegien, ausgefertigt wurde. Diese Heiligsprechung wurde lange Zeit nur im Kontext der Reichspolitik gesehen, als Stärkung der Position Friedrichs in der Auseinandersetzung mit Papst Alexander III und als Widerspruch zur Berufung des französischen Königs Ludwig VIII auf Karl den Großen.
Görich sieht jedoch ein anderes Motiv für Friedrich Barbarossa, nämlich die Stärkung der Stellung Aachens durch ihn, den Kaiser, als christlichen Herrscher und Bewahrer des Glaubens. Damit wurde ein neuer Kult in Aachen begründet, mit Konsequenzen für Stadt und Stift. Aachen war ab diesem Zeitpunkt nicht nur die Stadt der ersten Krönung der deutschen Könige, sondern auch Wallfahrtsort, und das war im Mittelalter auch aus wirtschaftlichen Gründen enorm wichtig.
Der Beitrag Der Kaiser Karl des Pfaffen Konrad befasste sich mit einer deutschen Übertragung des Rolandslieds (zwischen 1075 und 1110), die durch Konrad den Pfaffen etwa um 1170 entstand, und der Darstellung Karls des Großen im Epos und im Vergleich dazu der Rolands. Für mich interessant war, wie an die Bewertung herangegangen wurde, nämlich erst einmal rein mengenmäßig. Und da taucht Karl lange nicht so häufig auf wie Roland. Auch ist seine Darstellung als Kämpfer eher unbedeutend, umsomehr werden ihm christliche, religiös motivierte Attribute zugesprochen.
Der letzte Vortrag, den wir hören konnten, machte zeitlich einen großen Sprung in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Franz Fuchs sprach über die Verwissenschaftlichung des Karlsbilds von Leibniz und Eckhart. Nach kurzer Zeit fiel mir auf, dass ich über diesen Johann Georg Eckhart schon gehört hatte, als Bibliothekar und Geschichtsschreiber unter dem Fürstbischof Christoph Franz von Hutten (Fürstbischof 1724-1729). Eckhart bekam den Auftrag, die Geschichte des Hochstifts Würzburg zu schreiben. Eckhart legte diesen Auftrag genauso weit aus wie sein Lehrmeister Gottfried Wilhelm Leibniz in Hannover. Dieser hatte den Auftrag erhalten, eine Geschichte der Welfen (des Herrscherhauses in Hannover) zu schreiben, und schrieb eine Geschichte des (Heiligen Römischen) Reiches mit einer ausführlichen Würdigung Karls des Großen. Eckhart erstellte eine Gesamtgeschichte der Merowinger und Karolinger, in der dann auch das Hochstift Würzburg vorkam. Eckhart gab Karl dem Großen viel Raum, nahm alte Texte als Faksimile mit in das Werk auf, brachte ausführliche Zitate zum Tod Karls, sein Testament, eine Schilderung der Öffnung des Grabs von Karl unter Otto III zu Pfingsten im Jahr 1000, zeigte Fundorte und Ansichten von Münzen aus der Zeit Karls. Eckharts zweibändiges Werk wurde 1731, nach seinem Tod, und nach vielen Problemen mit dem Domkapitel schließlich auf Anordnung des neuen Bischofs doch noch veröffentlicht.

Das Tagungsprogramm: http://www.mfn.uni-wuerzburg.de/fileadmin/EXT00280/Bilder/Tagungsprogramm_Karlsbilder.pdf 

Mittwoch, 5. März 2014

So war das Wintersemester 2013/14 - jede Menge Frühe Neuzeit.

Die Idee zu dieser Zusammenfassung war ja schon lange da, aber eine massive Schreib-Unlust hatte mich nach Ende der Vorlesungen gepackt. Schreibblockade hört man schon mal öfter, aber das ist mir zu sehr Psycho-Ecke. Ich sehe mich nicht auf der Couch. Nun, schreiben macht nun wieder Spaß, und somit folgt jetzt die Zusammenfassung meiner Uni-Aktivitäten im Winter.
Es war mein bisher eifrigstes Semester. Allein fünf Vorlesungen habe ich besucht, dazu kamen Ringvorlesungen aus der Antike und der Literatur.
Der Ausflug in die Physik hat sich als enttäuschend herausgestellt, je länger, desto mehr. In den ersten Terminen war es noch interessant, ich habe ja auch versucht, darüber zu schreiben, aber dann setzte sich beim Vortragenden ein Stil durch, der nicht nur mir immer mehr missfiel. Man steht, gerade als erfahrener Vortragender, nicht mit dem Rücken zum Publikum, und im Zusammenhang mit Nuscheln nervt es ganz gewaltig. Abgehakt.
Die Geschichte der Habsburger Dynastie in der frühen Neuzeit behandelte Vorlesung Nummer zwei. Von den Anfängen im Mittelalter über die größte (theoretische) Machtfülle im 16. Jahrhundert, als im Habsburger Reich sprichwörtlich die Sonne nicht unterging. Und wir endeten tatsächlich nach Abhandeln der diversen Linien, vielen Kaisern und fast unzähligen Hochzeiten unter Verwandten mit dem letzten Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation im Jahr 1806, dem Habsburger Franz II. Hier wird es im Sommersemester weitergehen mit den Grundzügen der Geschichte der Habsburger Monarchie 1792 bis 1918, ein wenig Überlappung eingeschlossen.
Ausreißer im zeitlichen Kontext war die Mediengeschichte der Moderne, von der Fotografie bis zum Internetzeitalter. Klar, man kennt vieles, jeder hat schon mal ein Plakat gesehen. Aber die doch unterschiedliche Verwendung im Zeitenlauf fand ich sehr interessant. Zumal die Medien meist nicht völlig verschwinden, sondern nebeneinander existieren. Die "Neuen" nehmen den "Alten" zwar einige Nutzer weg, aber sie bringen sie nicht völlig zum Verschwinden. Die Vorlesung war exzellent vorbereitet, die Unterlagen enthielten jede Menge Links zu Archiven für alles mögliche (Zeitungen, Zeitschriften, Plakate, Wochenschauen, ...), was immer noch mal nützlich sein kann.
Wieder voll im Zeitrahmen der frühen Neuzeit war Handelsexpansion, Agrarreformen, Industrielle Revolution und ökonomische Theorien. Zur Geschichte der Globalisierung in der Frühen Neuzeit. Das war mein Liebling im Semester. Besonders gefallen hat mir der Ausflug in die Wirtschaftsgeschichte und das Aufzeigen der Gründe, warum z.B. Antwerpen im 16. Jahrhundert eine wahre Blütezeit erlebte, diesen Status aber nur einhundert Jahre später an Amsterdam abgeben musste. Auch glaubte ich schon vor Hören dieser Vorlesung, dass wirtschaftliches Handeln den Lauf der Geschichte mindestens genau so bestimmt wie ein Herrscher X oder ein Krieg Y, und dieser Glauben hat sich nicht geändert. Ich kenne jetzt nur ein paar Tatsachen mehr als vor einigen Monaten. Über diese Vorlesung und das Sub-Thema Kolonialisierung habe ich hier im Blog drei Beiträge geschrieben, was auch meine Begeisterung für diese Vorlesung belegt.
Der Abschluss der Woche kam aus der fränkischen Landesgeschichte. Die Bauern und 'ihr' Krieg? Ursachen, Verlauf und Folgen der Ereignisse von 1525 in Franken. Die Betrachtung von Ereignissen, die 1525 nur wenige Monate gedauert hatten, war wirklich gründlich. Vorgeschichte und Umfeld, tiefe Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Leute damals, die Anforderungen, die an sie von Kirche und Herrschaft gestellt wurden, auch und gerade in so einem Fleckenteppich von Herrschaft wie im damaligen Franken. Auch die schrecklichen Folgen der Ereignisse wurden nicht ausgespart. Ein detaillierter Einblick in frühere Zeiten, gerade wenn man in Würzburg und Umgebung zu Hause ist.
Die erste Ringvorlesung befasste sich mit Astrologie und Astronomie in der Antike. Auch hier hatte ich über einzelne Themen bereits berichtet. Eine Gemeinsamkeit haben die Forscher der Antike: sie haben meist zu wenig Material, und oft können sie keine wissenschaftlich fundierte Aussage machen, wie oder wofür das Material verwendet wurde. Als Beispiel die Himmelsscheibe von Nebra. Man sieht Sonne, Mond und Sterne, es könnte das Sternbild der Plejaden sein. Es gibt anscheinend jede Menge Theorien, wie diese Scheibe verwendet wurde, viele davon sind noch nicht mal in sich schlüssig, und alle zusammen sind nur Spekulationen. Man weiß nur, dass die Scheibe etwa 1600 v.Chr. zusammen mit Schwertern in Erde vergraben wurde. In diesem Rahmen durfte ich auch lernen, dass die vorgeschichtlichen Kalender keineswegs unseren heutigen Vorstellungen von Daten auf den Tag genau entsprachen. "Vermutlich" ist ein häufiges und passendes Wort in der Vorgeschichte.
Die zweite Ringvorlesung über WahnSinn in Literatur und Künsten besuchte ich nur für die Beiträge über Don Quijote und Madame Bovary. Interessant für einen Abend, aber mir wurde dadurch bewusst, dass mich inzwischen die Geschichtswissenschaften weitaus mehr interessieren als die Philologie. Irgendwann mal war das noch anders.
Wie geht es nun weiter? Das Vorlesungsverzeichnis ist veröffentlicht, ich glaube meine Wahl getroffen zu haben. Im Sommersemester erwarten mich sehr viel 19. Jahrhundert und der Erste Weltkrieg.

Montag, 3. März 2014

Kolonialisierung in der Frühen Neuzeit #3.

Anmerkung: Diesen Beitrag habe ich bereits gestern Abend veröffentlicht. In Kleinschrift, ein Versuch der letzten Wochen. Kleinschrift hatte mir bisher gut gefallen. Ich fand jedoch den Beitrag (viel mehr Text) heute völlig unleserlich und habe den Text nun in normale Groß- und Kleinschreibung abgeändert, der Inhalt ist der Gleiche. 

Bereits mit zwei Artikeln hatte ich über den beginn der Kolonialisierung erzählt, im ersten Teil über die Portugiesen mit ihren Stützpunkten in Afrika und Asien, und Spanier mit Landbesitznahme in mittel- und Südamerika. Im zweiten Teil kam dann die Herrschaft in Asien durch die ostindischen Kompanien hinzu, das waren Handelsgesellschaften, am bedeutendsten die der Briten und Niederländer. Sie unterhielten Stützpunkte mit Häfen, von denen aus sie den Handel Europa - Asien abwickelten. In den Stützpunkten übten sie staatliche Funktionen wie z.b. die Gerichtsbarkeit aus, das gehörte zu ihren Privilegien.
Im dritten Teil nun geht es um den Übergang zur nächsten Stufe der Kolonialisierung, die wieder vor allem von den Briten, aber auch von Franzosen und Niederländern bestimmt wurde. Gehen wir nochmal zurück. In Asien (und Afrika) gab es keine Herrschaft der Kolonisten in der Fläche, dort wurde mit den bestehenden Reichen und Herrschern zusammen gearbeitet. In Amerika war es anders. Die Spanier lebten mit den Einheimischen zusammen und unterdrückten sie. Die Franzosen teilten den Lebensraum mit den Einheimischen, so lange die Gebiete dünn besiedelt waren. Die Franzosen waren in Nordamerika nur bis 1763, siehe weiter unten. Niederländer und Briten unterdrückten und verdrängten die einheimische Bevölkerung ab Ende des 18. Jahrhunderts. Das Land wurde europäisiert und damit radikal verändert. Pflanzen und Tiere wurden eingeführt, Städte gegründet und ausgebaut. Kultur, Literatur, Kleidung, Sitten und Gebräuche waren europäisch, die Kolonien waren ein erweiterter Markt für das Mutterland. Von den Kolonien bezog man Rohstoffe, in die Kolonien lieferte man alles, was die ausgewanderte Bevölkerung benötigte. Diese wuchs zudem stark an. Hungersnöte und Überbevölkerung führten zur Massenauswanderung, aber auch so mancher Glücksritter suchte neue Chancen in Amerika, ebenso wie so mancher, der sich besser vor dem Zugriff seines Landesherrn nach Übersee in Sicherheit brachte.
Mit dem Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 verloren die Franzosen die Kolonien in Nordamerika, Menorca, Senegal, Sambia und alle französischen Niederlassungen in Indien wurden britisch. Sie behielten in Amerika nur einige Karibikinseln.
Die Briten verloren zwar 1776 einen Großteil ihrer Kolonien in Nordamerika durch die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten (USA), die beiden Länder blieben einander jedoch verbunden. Die Briten sicherten sich die Kontrolle über das Kap der Guten Hoffnung, Ceylon, Seychellen, Mauritius usw. zur Sicherung des Seewegs nach Indien. In Indien zerfiel das herrschende Mogulreich im 18. Jahrhundert, die East India Company (EIC) drang zunehmend in die Fläche, indem sie das entstandene Machtvakuum nutzte bzw. ihr wohlgesonnene Konkurrenten unterstützte und im eigenen Sinne zu steuern versuchte. Damit war die EIC jedoch auf Dauer überfordert und rief den Staat zu Hilfe. Großbritannien übernahm die Hilfe für die EIC und reduzierte gleichzeitig deren Privilegien. Damit beherrschte der britische Staat die Kolonien und dehnte sie im 19. Jahrhundert immer weiter aus.

Samstag, 1. März 2014

esprit montmartre. die ausstellung.


diese ausstellung in der frankfurter schirn kunsthalle zeigt die bohème in paris um 1900. einige fotos aus der zeit illustrieren im ersten raum sehr eindrücklich, dass montmartre um 1900 teilweise aussah, wie heutzutage eine brasilianische favela, ein viertel von irgendwie zusammengezimmerten hütten, bewohnt von armen. unter ihnen waren viele maler, die sich noch keinen namen gemacht hatten.
die werke der bekanntesten von ihnen werden heutzutage für millionen euro oder dollar versteigert: van gogh, picasso, degas, toulouse-lautrec. andere sind nur wirklichen kennern bekannt, wie steinlein, van dongen, rusiñol, casas und die malerinnen suzanne valadon und marie laurencin. von allen genannten sieht man bilder oder zeichnungen in der ausstellung, insgesamt von 26 künstlern.
sie malten ihre umgebung, van gogh zum beispiel gärten und häuser am montmartre, sie malten das leben in den kneipen und vergnügungslokalen, wie dem moulin rouge, sie malten werbeplakate für diese lokale oder für künstler wie den chansonnier aristide bruant, sie malten die künstler, die dadurch unsterblich wurden, wie valentin le désossé oder la goulue, die malten die traurige wirklichkeit in den bordellen und die leichten mädchen nach der arbeit, aber auch, wie sie aufgedonnert und geschminkt in der öffentlichkeit auftraten. sie malten die tänzerinnen beim cancan, sie malten männer wie frauen beim absinth oder auch dessen üble folgen. hier wird das pralle leben gezeigt, in all seinen facetten.
in der den ausstellungsräumen angeschlossenen rotunde kann man die lebensläufe der ausgestellten maler nachlesen oder auf einem wandhohen stadtplan die wohnstätten der künstler und der lokale ausfindig machen.
wer die malerei des ausgehenden 19. jahrhunderts mag, dem kann ich diese ausstellung nur empfehlen. Sie läuft noch bis zum 1. Juni 2014.
Links: schirn kunsthalle ausstellung esprit montmartre
montmartre (in wikipedia)
verlässt man die kunsthalle, steht man mitten in frankfurts guter stube, dem römer.