Freitag, 2. November 2007

So viele Leute!

Jedes Jahr am 31. Oktober veranstaltet die Genossenschaft (der Bauern und Weingärtner) in El Golfo ein Fest, Tafeña genannt. Am 1. November ist in Spanien Feiertag (Todos los Santos gleich Allerheiligen), wie im katholischen Deutschland auch, man kann also am nächsten Morgen ausschlafen.
Jeder kann kommen und mitmachen, es kostet nichts. Auch wenn man eine Jacke anziehen muss, so ein Fest kann hier auf der Insel ohne weiteres im Freien stattfinden, kein Problem. Der Hof der Genossenschaft ist geöffnet, es sind lange Tische mit Stühlen aufgestellt, da sitzen überwiegend die Alten. Weinflaschen, Inhalt rot oder weiss, ohne Etikett, stehen auf den Tischen, dazu Teller mit getrockneten Feigen (higos pasados) und Käse. So viele Leute! Und es werden immer mehr. Die Jüngeren kommen später, es sind alle Altersklassen gleichmäßig vertreten, auch Kinder, die im Hof rumtollen. Wir haben geschätzt, dass es mindestens tausend Leute waren. Tausend!
Für die Getränkeversorgung der vielen Stehenden werden auf der Ladefläche eines LKW Kartons mit Wein zum Zapfen aufgestellt, zwanzig Liter Inhalt. Es gibt schon den neuen Jahrgang 2007 zu kosten. Der Rote kommt noch ein wenig "kantig", nicht rund, daher, einige Wochen mehr werden ihm guttun. Der Weisse schmeckt schon prima.
Noch einige Zeit später werden große Töpfe angeschleppt, Inhalt je etwa zweihundert Liter, daneben stellt man einen Sack mit Plastikschalen und einen Karton mit Plastikgabeln. Und dann wird ausgeteilt, aus dem Topf auf dem Boden. Der Eintopf mit Kichererbsen (garbanzos) findet reißenden Absatz.
Etwas abseits brennt ein Höllenfeuer. Die Feuerstelle auf dem Boden wird mit Hohlblocksteinen abgegrenzt, darauf ein Grillrost, alles etwa zwei auf ein Meter. Auf dem Rost, in der Höllenglut, werden Kastanien gegrillt, zwei Männer drehen und wenden sie ständig mit einem Stock, an dessen Ende ein Lappen gebunden ist. Der Lappen sengt im Lauf des Abends weg, so heiß ist es. Dazwischen schütten sie etwas Sand, den sie nachher wieder aussieben. Die Kastanien sind äußerst lecker, man bekommt zwar schwarze Hände, aber was soll's, kann man später waschen.
Es spielt keine Kapelle, es wird nicht getanzt, es wird nichts vorgetragen oder aufgeführt, dieses Fest dient der Kommunikation der Leute, die von der ganzen Insel kommen, nicht nur aus El Golfo. "Wenn ich einen treffen will, den ich schon lange nicht gesehen habe, dann gehe ich da hin", sagte uns Antonio, der uns auch den Tipp gegeben und empfohlen hatte, die Tafeña zu besuchen.
Bei solchem Brauch mit Kastanien und jungem Wein kommt einem doch Südtirol in den Sinn, wo mit dem Törggelen dasselbe praktiziert wird, nur schon seit Jahren touristisch vermarktet. Das hat El Hierro noch vor sich.

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