Sonntag, 19. März 2006

Madama Butterfly

Wir sahen die zweite Vorstellung dieser Neuinszenierung, die mir sehr gelungen scheint. Durchweg positive Pressestimmen findet man auf den Seiten der Staatsoper Stuttgart. Die Geschichte spielt in Japan um 1900, und Puccini scheint sich selbst nicht so sicher gewesen zu sein, ob "es der tragische Zusammenprall zweier sich nicht verstehenden fremden Welten [ist], der zu einer ganz privaten Katastrophe führt? Oder politische Kritik am zeitgenössischen westlichen Kolonialismus? Oder die Geschichte von einer naiven jungen Frau, die nicht begreifen will, dass sie von Männern nur als Sexualobjekt benutzt wird? Oder die Tragödie eines idealen Liebespaars, das an widrigen Bedingungen seiner Umwelt scheitert?", wie das Programmheft meint. Die eigentliche Katastrophe hatte sich schon früher ereignet, als "Butterfly's" Vater auf Geheiß des japanischen Kaisers Selbstmord beging, und sie mit dem Rest der Familie Geld und gesellschaftliche Stellung verlor. Sie gehört zu den Menschen, die nichts mehr zu verlieren haben, und daher zu den ungewöhnlichsten Taten fähig sind. Sie ist die einzige, die an diese Liebe und an deren Bestand glaubt, wohl in der Hoffnung, sich dadurch von ihrer aktuellen schlechten Situation in eine bessere Welt, nach Amerika, absetzen zu können.
Die Stuttgarter Inszenierung hat ein wunderschönes Bühnenbild geschaffen, der Großteil der Bühne ist abgesenkt und nur im Spiegelbild sichtbar. Dies schafft Weite und Distanz, und visualisiert hervorragend die Angabe in der Partitur "ein Haus auf einem Hügel in der Nähe von Nagasaki".

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